Schlaf-App

Praxis-Check: Schlaf-App “Sleep Cycle”

Im heutigen Praxis-Check nehmen die Schlafberater von Betten-Scheel eine Schlaf-App unter die Lupe. Wir wollten wissen: Kann eine App tatsächlich dabei helfen erholter aufzuwachen? Bietet die App spannende Daten, die Rückschlüsse auf unseren Schlaf zulassen?

Um das herauszufinden, haben wir zur aktuell erfolgreichsten Schlaf-App gegriffen: Sleep Cycle. Sage und schreibe, mehr als 35.000 “5-Sterne-Bewertungen” und eine wochenlange Platzierung als Nr.1 unter den meistgekauften Apps in Deutschland, sprechen für das kleine Programm.

Mit den Erkenntnissen der Schlafforschung optimal Aufwachen

Die App basiert auf der schlafwissenschaftlichen Erkenntnis, dass der Mensch während des Schlafes mehrere Phasen durchläuft. Alle ca. 90 Minuten treten wir in die nur wenige Minuten andauernden REM-Phasen ein, die sich durch völlige Entspannung und gleichzeitig höchste Aktivität des Gehirns auszeichnen. Die REM-Phasen, die sich im Laufe der Nacht verlängern, gelten als essenziell für das Speichern der am Tag aufgenommenen Informationen bzw. das Lernen. Die Abkürzung REM beschreibt die schnellen Augenbewegungen, die mit diesem Schlafstadium einhergehen; das sogenannte “Rapid-Eye-Movement”. Die REM-Phasen (Traumschlafphasen) wechseln sich mit den Non-REM-Phasen (Tiefschlafphasen) ab. Die Phase in der wir aufwachen, beeinflusst wie müde wir uns fühlen. Den optimalen Aufwachzeitpunkt festzustellen, ist das Ziel der App. Während uns herkömmliche Wecker exakt zu einer bestimmten Uhrzeit wecken – unabhängig davon ob wir uns im Tiefschlaf befinden – verspricht die App uns stets in einer REM-Phase zu wecken, in der wir uns nahe am Wachzustand befinden. Das Resultat soll ein angenehmeres Erwachen, in einem guten Gefühlszustand sein.

Um den perfekten Zeitpunkt für das Aufstehen zu erkennen, nutzt die App den Bewegungssensor des iPhones. In der Nacht drehen wir uns ca. 50 mal. In der REM-Phase bewegen wir uns hingegen nur geringfügig. Erkennt die App, dass wir uns innerhalb eines zuvor festgelegten Weckzeitfensters (empfohlen wird eine halbe Stunde) in der REM-Phase befinden, weckt sie uns durch einen Weckton.

Die App, die weiß was Sie letzte Nacht getan haben

Soweit die Theorie. Nun zur Praxis: Für das Herunterladen der App über den iTunes-Store, bittet uns Apple zunächst zur Kasse. Verglichen mit den am Markt angebotenen Schlafphasenweckern, die meist deutlich über 150 EUR kosten, ist dies jedoch in Ordnung.

Der erste Eindruck ist positiv. Optisch ist die App ansprechend gestaltet und wirkt zu keiner Zeit überladen. Einzig eine Übersetzung ins Deutsche, die sich stark am amerikanischen Wortlaut zu orientieren scheint, stört uns ein wenig. Sleep Cycle bietet neben der Weckfunktion einige Zusatzfunktionen, wie das Wählen einer Einschlafmelodie, die sich nach einiger Zeit selbst abschaltet, das Einstellen eines Wunschwecktons, eine Schlummer-Funktion, eine Wochenendeinstellung mit der nur Daten aufgezeichnet werden ohne dass man geweckt wird sowie, zusätzlich die Möglichkeit des Datenexports per CSV-Datei zur Analyse am PC.

Bevor es losgehen kann, wird ein “Positionierungstest” empfohlen. Dazu legen wir das Smartphone in einer Ecke des Bettes auf die Matratze, starten den Test durch Drücken des Buttons “Test starten” und streifen das Spannbettuch zur Fixierung darüber. Zu unserer Überraschung meldet die App jegliche Körperbewegung auf der Matratze durch ein akustisches Signal. Selbst auf der gegenüberliegenden Seite einer 160cm breiten Matratze, registriert Sleep Cycle die Körperbewegungen.

Vor dem Zubettgehen stellen wir das Zeitfenster ein, innerhalb dessen wir geweckt werden möchten. Wir empfehlen zudem das Handy unbedingt auf den sogenannten “Flugmodus” einzustellen. Dies unterbindet die Empfangsstrahlung des Smartphones und verhindert, dass man in der Nacht gestört wird.

Am nächsten Morgen erhalten wir dann das Ergebnis: Eine Grafik zeigt den wellenartigen Verlauf der Schlafphasen. Man kann auf anschauliche Weise erkennen, ob man die wertvollen REM-Phasen mit ihren hohen Wendepunkten in der Nacht erreicht hat. Außerdem wird die Schlafdauer sowie die kürzeste, längste, beste und schlechteste Nacht innerhalb des Nutzungszeitraumes angezeigt. Die Schlafqualität wird auf einer Skala von 0 bis 100% angezeigt, wenn man die App mindestens fünf Nächte zur Kalibrierung verwendet hat.

Unser Fazit

Am nächsten Morgen fühlten wir uns tatsächlich sehr erholt und hatten das Verlangen ohne lange “Gedächtnisminute” sofort aufzustehen. Ob dies nun dem perfekten Aufwachzeitpunkt, unseren Matratzen oder dem “Placebo-Effekt” geschuldet ist, bleibt offen.

Die Sleep Cycle-App kann den sogenannten Do-It-Yourself-Gesundheits-Tools zugeordnet werden, die einen kleinen Beitrag dazu leisten können unseren Gesundheitszustand selbst zu überwachen. Die App ist Jedem zu empfehlen, der sich für den Schlaf interessiert und einen Teil des Geheimnisses lüften möchte, welch unbewusste, wertvolle Arbeit unser Körper in der Nacht für unser Wohlempfinden am Tag vollbringt.